3D-Druckdateien für Druckservice vorbereiten

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Lisa Ernst · 22.11.2025 · Technik · 7 min

Sie exportieren schnell eine STL-Datei aus dem CAD, laden sie beim Druckservice hoch – und kurz darauf kommt die Rückmeldung: «Datei nicht wasserdicht», «Wandstärken zu dünn», «Maßstab unklar». Das kostet Zeit, verschiebt Termine und im ungünstigsten Moment ist genau das Bauteil betroffen, das Sie dringend brauchen. Kurz: das nervt.

In unserer Werkstatt bei 33d.ch in der Schweiz erleben wir solche Situationen regelmässig, besonders wenn jemand zum ersten Mal mit einem professionellen 3D-Druck-Dienst zusammenarbeitet. Viele Modelle sind konstruktiv eigentlich in Ordnung, scheitern aber an Kleinigkeiten in der Dateivorbereitung.

Mit ein paar gut eingespielten Routinen lassen sich diese Stolpersteine meist vermeiden. Sie helfen uns im Alltag, Angebote schneller zu kalkulieren, weniger Rückfragen zu stellen und Ihnen zuverlässiger ein druckbares Ergebnis zu liefern – egal ob Sie in einem KMU, einer Entwicklungsabteilung oder als ambitionierte:r Hobby-Maker unterwegs sind.

In diesem Artikel zeigen wir aus unserer Praxis, worauf es bei Formatwahl, Geometrie und einer sinnvollen Checkliste vor dem Upload ankommt, damit Ihre 3D-Druck-Dateien beim Druckservice auf Anhieb funktionieren.

Grundlagen Dateivorbereitung

Bevor wir in Details einsteigen, lohnt sich ein kurzer Blick auf die Formate, die bei uns täglich auf dem Server landen. Nicht jedes Format eignet sich gleich gut für jede Aufgabe – und manchmal macht die Kombination aus zwei Formaten den Unterschied zwischen «gerade so druckbar» und «sauber dokumentiert und langfristig nutzbar».

Format Typischer Einsatz Vorteile Worauf Sie achten sollten
STL Direkter 3D-Druck (v. a. FDM, SLS) Sehr verbreitet, von fast allen Services akzeptiert Einheiten werden nicht gespeichert; Mesh-Qualität (Toleranz) bewusst wählen
STEP Technische Bauteile, Baugruppen, spätere Anpassungen Saubere, parametrische Geometrie, gut editierbar Vor dem Druck wird trotzdem ein Mesh erzeugt; Farben/Texturen gehen meist verloren
3MF / OBJ Mehrfarbige Drucke, Texturen, spezielle Workflows Unterstützt Farben und teilweise Materialien Nicht jeder Dienst verarbeitet alle Zusatzinformationen gleich

Professionelle 3D-Druckdienste nutzen neutrale 3D-Formate wie STL, 3MF, OBJ oder STEP, da diese unabhängig von der ursprünglichen CAD-Software verarbeitet werden können. STL ist ein etablierter Standard, der von nahezu allen Online-Diensten akzeptiert wird (Instructables, Xometry Pro).

Zunehmend akzeptieren Dienste auch solide CAD-Formate wie STEP/STP. Diese eignen sich besser für präzise Bearbeitung, Fräsen und nachgelagerte Prozesse (onsite.helpjuice.com, Xometry's Manufacturing Community, weerg.com, SFS). Die Wahl des Formats hängt davon ab, ob der Dienst das Modell nur drucken oder auch konstruieren/anpassen soll. Es ist ratsam, die bevorzugten Formate des Druckdienstes vorab auf dessen Website zu prüfen, anstatt mehrere Formate ohne Kommentar hochzuladen.

STL: das klassische 3D-Druck-Format

Der grösste Teil der Dateien, die wir für FDM- oder SLS-Teile bekommen, ist STL. Das ist völlig in Ordnung – solange der Export bewusst erfolgt und nicht einfach mit irgendwelchen Voreinstellungen. Genau dort passieren in der Praxis die meisten vermeidbaren Fehler.

Ein STL-File beschreibt die Oberfläche eines 3D-Modells als unstrukturiertes Dreiecksnetz. Es speichert weder Einheiten noch Farben oder Materialeigenschaften (Wikipedia, iteration3d). Die Geometrie wird durch Dreiecke approximiert, was bei komplexen Formen entweder zu großen Dateien mit feinem Mesh oder zu sichtbaren Facetten bei grobem Mesh führt (Xometry Pro, FacFox, matterhackers.com).

Ein Export mit sehr feiner Toleranz erhöht Dateigröße und Verarbeitungszeit, während grobe Toleranzen sichtbare Polygonkanten oder ungenaue Radien erzeugen (Markforged, Protolabs, Protolabs Network, i.materialise.com). Senden Sie STL-Dateien, wenn Ihr Modell fertig konstruiert ist und nicht mehr parametrisch bearbeitet werden muss. Nutzen Sie ein sinnvolles Verhältnis von Toleranz zu Bauteilgröße, beispielsweise eine chordale Abweichung von 0,05–0,1 mm für technische Teile (Markforged).

STL enthält keine Feature-Historie, Radien-Informationen oder Baugruppenstruktur, was spätere Änderungen erschwert (33d.ch). Da keine Einheiten gespeichert werden, muss die Importsoftware die Maßeinheit (Millimeter oder Zoll) raten oder nachfragen (iteration3d, FacFox).

STEP: präziser CAD-Standard mit mehr Informationen

Wenn uns Kundinnen und Kunden aus dem Maschinenbau oder der Medizintechnik Daten schicken, wünschen wir uns fast immer ein STEP-File zusätzlich zum STL. Damit können wir bei Bedarf Bohrungen minimal anpassen, Fasen ergänzen oder Varianten ableiten, ohne dass die Geometrie «kaputt repariert» werden muss.

STEP (Standard for the Exchange of Product Data, ISO 10303) ist ein ISO-standardisiertes CAD-Austauschformat, das komplette Körper, Flächen und Baugruppen mit hoher geometrischer Genauigkeit speichern kann (Adobe, CertBetter, all3dp.com, Visao). Es umfasst oft zusätzliche Produktdaten wie Baugruppenbeziehungen oder Referenzgeometrien und ist daher in der Fertigung ein bevorzugtes Format für CNC-Bearbeitung und Konstruktion (Xometry Pro).

Senden Sie STEP-Dateien, wenn der 3D-Druckdienst Teile skalieren, Bohrungen anpassen oder Varianten ableiten soll, da die Geometrie sauber bearbeitbar bleibt (33d.ch). STEP ist besonders bei komplexen Baugruppen und präzisen technischen Teilen zu empfehlen, die später gefräst oder weiterverarbeitet werden (Xometry Pro).

STEP muss vor dem Druck in ein Dreiecksmesh umgewandelt werden, wobei Textur- oder Farbinformationen verloren gehen können (Xometry Pro). Einige auf Endkunden ausgerichtete 3D-Druckportale sind auf STL-Uploads optimiert, sodass ein reines STEP-File zu Rückfragen führen kann (i.materialise.com, Instructables).

Praxisempfehlung: 3D-Druck-Dateien für den Druckservice vorbereiten

Wenn der Service STEP akzeptiert, ist es sinnvoll, sowohl STEP als Referenz als auch ein kontrolliertes STL aus dem eigenen Export hochzuladen. So sieht der Druckdienst die gewünschte Oberfläche und hat gleichzeitig einen bearbeitbaren Solid-Körper (onsite.helpjuice.com). Vermeiden Sie es, nur ein "irgendwie" exportiertes STL ohne Angaben zu Einheiten, Sollmaß und Material anzuliefern.

Bei 33d.ch hat sich bewährt, dass Kundinnen und Kunden uns bei wichtigen Projekten beide Dateien schicken: ein STL, das wir unverändert für den Druck verwenden, und ein STEP als «Single Source of Truth» für spätere Anpassungen. So können wir Toleranzen klären, kleine Korrekturen umsetzen und trotzdem genau das Teil drucken, das ursprünglich gedacht war.

Detaillierte Prüfung

Bevor eine Datei bei uns in den Slicer wandert, prüfen wir sie kurz auf ihre «Druckbarkeit». Je nach Auftragsvolumen läuft das teilweise automatisiert, bei kritischen oder teuren Teilen schauen wir aber immer noch von Hand in die Schichtenansicht. Einige typische Problemstellen tauchen dabei immer wieder auf.

Für den 3D-Druck muss Ihr Modell ein geschlossener Volumenkörper sein, ohne Löcher, selbstschneidende Flächen oder non-manifold edges (simplify3d.com, i.materialise.com). Typische Fehler sind offene Kanten, interne überflüssige Flächen und invertierte Normalen (simplify3d.com, Wenext, 3d-gennady-yagupov.co.uk). Slicer melden solche Probleme oft als "non-manifold" oder "ungültiges Mesh", was zu fehlerhaften Schichten oder fehlenden Bereichen im Druck führen kann (Tom's Hardware).

Prüfen Sie STL-Dateien nach dem Export in einem Mesh-Tool (z. B. Meshmixer, netfabb) auf Löcher, Selbstüberschneidungen und invertierte Normalen (formlabs.com). Verlassen Sie sich nicht darauf, dass der Druckdienst automatische Reparatur-Tools einsetzt, insbesondere bei kritischen Teilen.

Zu dünne Wände und feine Details

Gerade bei filigranen Geometrien merken wir in der Praxis, wie schnell ein Teil beim Entpulvern, bei der Montage oder schon beim Verpacken bricht, wenn Wandstärken zu optimistisch gewählt wurden. Lieber einmal 0,3–0,5 mm dicker auslegen, als später mehrere Teile neu drucken zu müssen – das lohnt sich fast immer.

Die minimale Wandstärke hängt stark vom Verfahren ab. Bei SLS-Kunststoffen liegt sie oft zwischen 0,8–2,0 mm (Protolabs Network). Viele Design-Guides empfehlen 2–3 × Düsendurchmesser bei FDM (Sinterit 3D Drucker & Zubehör). Dienstleister geben oft spezifische Mindestwandstärken an, z. B. 1 mm für MJF/MSLA-Wände und 3 mm für FDM bei bestimmten Materialien (weerg.com). Zu dünne Wände können beim Handling oder Entpulvern brechen (Shapeways).

Messen Sie kritische Bereiche (Stege, Schnapphaken, Rippen, Logos) vor dem Export und gleichen Sie diese mit den Design-Guidelines des Dienstes ab (i.materialise.com). Vermeiden Sie es, großflächig 0,4 mm starke Wände zu konstruieren, da diese sich verziehen oder versagen können (Sinterit 3D Drucker & Zubehör).

Einheiten, Maßstab und Toleranzen

Das Thema Einheiten gehört zu den Klassikern. Uns ist es am Anfang auch passiert, dass wir ein Modell statt in Millimetern plötzlich in Zoll auf dem Bildschirm hatten – sieht im ersten Moment identisch aus, ist aber dramatisch zu klein. Seitdem achten wir extrem darauf, dass Konstruktion, Export und Slicer-Einstellungen wirklich zusammenpassen.

STL-Dateien speichern Geometrien ohne Angabe der Maßeinheit (iteration3d, FacFox). CAM- und Slicer-Systeme fragen beim Import oft nach der Einheit oder treffen eine Standardannahme, was bei falscher Auswahl zu skalierten Teilen führt (FacFox).

Stellen Sie die Export-Einheiten im CAD bewusst auf die vom Druckdienst erwartete Einheit ein und geben Sie diese im Bestellkommentar explizit an (manual.eg.poly.edu). Konstruieren Sie nicht in Zoll und exportieren Sie stillschweigend, um Skalierungsfehler zu vermeiden.

Praktische Umsetzung

Im Alltag arbeiten wir mit einer einfachen Checkliste, bevor Dateien in die Produktion gehen. Sie können sich daran orientieren und die Punkte für Ihren eigenen Workflow anpassen:

Schritt 1 – Formatwahl: STL, STEP oder beides?

Fragen Sie sich zuerst: Soll der Dienstleister wirklich nur drucken oder darf er auch noch anpassen und mitdenken? Die Antwort entscheidet, welches Format Sie liefern.

Ist das Teil final konstruiert und soll der Dienst nur drucken, reicht ein sauber exportiertes STL. Für spätere Änderungen oder Folgeprozesse ist ein zusätzliches STEP-File sinnvoll, da es parametrische Informationen enthält (33d.ch, Xometry Pro). Für technische Bauteile sollten Sie, wenn der Dienst beide akzeptiert, sowohl STEP (für Bearbeitung) als auch STL (für das gewünschte Mesh) bereitstellen (onsite.helpjuice.com).

Schritt 2 – Einheiten und Maßstab klären

Wenn uns ein Teil im Viewer viel zu gross oder winzig erscheint, ist die falsche Einheit fast immer der erste Verdacht. Diesen Check können Sie sich und uns mit einem kurzen Blick im CAD und im Upload-Portal sparen.

Kontrollieren Sie vor dem Export im CAD, ob das Modell in der vorgesehenen Einheit skaliert ist und der Exportdialog dieselbe Einheit nutzt. Dies ist bei STL besonders kritisch, da die Einheiten nicht im File stehen (iteration3d, FacFox). Merken Sie sich einen charakteristischen Abmessungswert und prüfen Sie im Upload-Portal, ob dieser korrekt angezeigt wird, bevor Sie die Bestellung abschicken (i.materialise.com).

Schritt 3 – Wandstärken und Details prüfen

Ein typisches Beispiel aus unserem Alltag: Ein Kunde aus dem Maschinenbau konstruiert ein Gehäuse sehr dünnwandig, weil im CAD alles stabil aussieht. Im realen Druck verzieht sich das Teil oder reißt beim Verschrauben. Mit etwas Reserve bei der Wandstärke wäre das nicht passiert.

Messen Sie mit einer Funktion im CAD oder Mesh-Tool alle dünnen Bereiche und gleichen Sie diese mit den Design-Guidelines des gewählten Materials ab (Protolabs Network, weerg.com). Legen Sie funktionale Teile lieber etwas dicker aus, besonders wenn Nachbearbeitung geplant ist, da Materialabtrag die Wandstärke reduziert (Sinterit 3D Drucker & Zubehör).

Schritt 4 – Geometrie-Reparatur und Wasserdichtigkeit

Wir verlassen uns zwar auf automatische Reparaturfunktionen, schauen bei sicherheitsrelevanten, teuren oder zeitkritischen Teilen aber immer manuell in die Schichtenansicht. Ein fehlender Layer an der falschen Stelle kann ein funktionsloses Bauteil bedeuten.

Prüfen Sie das Mesh vor dem Upload mit einem Reparaturtool auf Löcher, Selbstüberschneidungen, doppelte Flächen und non-manifold edges (simplify3d.com). Viele Tools bieten automatische Reparaturfunktionen, aber ein visueller Check ist ratsam (formlabs.com). Öffnen Sie den reparierten STL-Export in einem Slicer und kontrollieren Sie die Schichtenansicht, bevor Sie die Datei übergeben (Protolabs Network).

Slicer-Software wie Bambu Studio ermöglicht die detaillierte Prüfung und Anpassung der Druckeinstellungen vor dem Versand an den Druckservice.

Quelle: youtube.com

Slicer-Software wie Bambu Studio ermöglicht die detaillierte Prüfung und Anpassung der Druckeinstellungen vor dem Versand an den Druckservice.

Schritt 5 – Export-Einstellungen dokumentieren

Gerade bei wiederkehrenden Bauteilen legen wir uns projektspezifische Export-Vorlagen an: gleicher Toleranzwert, gleiche Einheiten, gleiche Mesh-Qualität. Das nimmt etwas Zeit beim ersten Auftrag in Anspruch, spart aber bei Folgeprojekten spürbar Aufwand.

Chordale Toleranz, Winkelauflösung und binär/ASCII beeinflussen Dateigröße und Oberflächengüte. Viele Hersteller empfehlen eine chordale Toleranz um 0,1 mm und binäres STL (Markforged, digitalengineering247.com). Notieren Sie die verwendeten Export-Parameter und fügen Sie diese im Kommentar an den Druckdienst an, um Probleme nachvollziehen zu können (Protolabs).

Für typische FDM-Serienteile hat sich in unserer Werkstatt beispielsweise eine chordale Toleranz von rund 0,1 mm bewährt. Bei sehr kleinen oder hochpräzisen Teilen gehen wir feiner, bei grossen, robusten Komponenten stellen wir die Auflösung bewusst etwas gröber ein, um Dateigrössen und Slicing-Zeiten im Rahmen zu halten.

Schritt 6 – Dateien sinnvoll bündeln

Wenn uns alles in einer einzigen, verschmolzenen Datei erreicht, steigt die Gefahr von Missverständnissen: Was gehört zusammen? Was soll fix verklebt werden, was später beweglich bleiben? Besser sind klar getrennte Komponenten mit nachvollziehbaren Dateinamen – das beschleunigt Angebot und Fertigung merklich.

Viele Dienste verlangen Einzelteile als separate Dateien oder als klar getrennte Bodies in einer Baugruppe (i.materialise.com, Xometry). Modellieren Sie Teile, die sich später bewegen oder getrennt montieren lassen sollen, mit definierter Fuge und benennen Sie diese klar (z. B. „Gehäuse_oben_STEP“), anstatt sie als einen verschmolzenen Körper hochzuladen (weerg.com).

Schritt 7 – Deine PDF-Checkliste einbauen

Eine einfache, einseitige PDF-Checkliste mit den genannten Punkten (Format, Einheiten, Wandstärken, Geometrie-Reparatur, Export-Einstellungen, Dateibenennung und Kommentar) ist im Alltag hilfreich (i.materialise.com). So können Sie jeden Auftrag vor dem Upload überprüfen.

Unsere eigene Checkliste hängt tatsächlich ausgedruckt an der Werkstattwand. Ein kurzer Blick darauf, bevor wir Daten ins System schieben, verhindert viele der Rückfragen, die wir früher mühsam per E-Mail klären mussten.

Mini-Fazit: Weniger Rückfragen, bessere Druckteile

Gute 3D-Druck-Ergebnisse hängen von sauber vorbereiteten Dateien ab: das passende Format (STL oder STEP), korrekte Einheiten, ausreichende Wandstärken und wasserdichte Geometrien sind die Basis (Xometry Pro, simplify3d.com, Protolabs Network). Eine konsequent genutzte Checkliste reduziert Rückfragen, Nacharbeiten und Fehldrucke.

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